Penthesilea. Gender Trouble

Was sich zwischen Frauen und Männern unter dem Deckmantel der Liebe abspielt bzw. abspielen kann, kennt viele Namen aber kaum eine (tiefere) Bedeutung, so man“Liebe“ von der emotionalen Ebene abstrahiert und als reinen Machtkampf zwischen den beiden Geschlechtern definiert. Eine Horrorvision, die in Kleists Tragödie „Penthesilea“ ohne Schutzfilter wie auch immer gearteter Sozialisation zur Schau gestellt wird: Hier der Amazonenstaat mit Penthesilea als herrische Herrscherin, dort die sogenannte Hochblüte griechischer Tugenden mit Achilles als strahlendem Göttersohn. Matriarchat kontra Patriarchat, ein klar definiertes Schlachtfeld, auf dem Gefühle nichts verloren haben.

                  

Reaktionen

“Die unmögliche, weil wahrhaftige Liebe zwischen Achilles und Penthesilea wird in Grubers langsamer, sehr stilisierter Erzählweise zur beklemmend-düsteren Reflexion über die Unmöglichkeit zwischenmenschlicher Beziehungen. Sehr konsequent entlarvt Gruber die rituelle Sprachlosigkeit der Liebenden und seziert dabei virtuos die innere Dramatik des Textes.”

Kurier

“Regisseur Martin Gruber beginnt damit, das Stück als ganz und gar nicht emanzipatorisch zu demaskieren. Er entlarvt die geschlechtsspezifischen Verhaltensmuster bei Kleist, die auf eine simple Rollenumkehr zurückzuführen sind. Nach dem Motto: Die Klischees lauern überall, wir wollen aber wenigstens über sie lachen – überzeichnet Gruber sie einfach. So macht er aus Achill, dem klassischen Helden, einen blauäugigen Softie, der mit weichschlingenden Bewegungen durchs Spiel geht. Clemens Matzka – zugleich Hauptmann und Hauptmännin – ist in schwarzem Mieder, dessen Spitzen sich überm Brustpelz kräuseln, ohne tuntenhaftes Gehabe fast ein wirklich androgynes Wesen.”

Die Presse

“Martin Gruber greift in seiner Inszenierung eben dieses emotionale Unvermögen heraus und kehrt die antike Tragödie in eine (leider) immer hochaktuelle Problematik. Eine konsequente Reduktion auf ein Thema, das der Kleist-Tragödie nicht seine Vielschichtigkeit raubt, sondern fokussierend Schlüsselszenen beleuchtet. Eine gelungene Gradwanderung zwischen Textstraffung und Auslotung innerer Abgründe, sobald “wahre” Liebe im Spiel ist. Dank des geschlossen überzeugenden Auftretens des Aktionstheater Ensembles (Marion Kansy, Evelyn Fuchs, Petra Christine Dinhof, Wolfgang Lesky, Werner Landsgesell, Clemens Matzka) mutiert das sperrige Textmaterial zu einem spannenden Theaterabend, der physische Gewaltszenen vollständig ausspart und auf diese Weise ein deutliches Signal setzt, daß man mitunter keine Waffen braucht, um zu töten.”

Wiener Zeitung

„Überzeugend, geradezu genial in ihrer Überlegenheit, ihrem Spiel ist Marion Kansy als Oberpriesterin, als Verfechterin der weiblichen Ordnung.“

Neue Vorarlberger Tageszeitung